Mittwoch, 30. Januar 2013

Kurt Tucholsky und die Manns

Gestern noch habe ich über die beiden ältesten Mann-Kinder Klaus und Erika geschrieben und heute nun habe ich etwas anderes über die beiden gefunden. Familie Mann oder die Kardashians? Prominenten-Allüren und Familiendebakel gibt es nicht erst seit gestern, auch damals in den 20er Jahren machten diese Promis und das Hü- und Hott schon so manchen Menschen scheinbar müde... unter anderem wohl auch den guten alten Kaspar Hauser.

Kaspar Hauser: Die lieben Kinder

(Die Weltbühne, 19.02.1929, Nr. 8, S. 304.)



»Moi, je suis le fils à papa!
le fils à papa!
le fils à papa!«

Wie wir hören, hat sich Benvenuto Hauptmann mit Klaus Mann verlobt. Die Hochzeit wird, wie üblich, auf Hiddensee stattfinden.

Pamela Wedekind, Erika Mann und Mops Sternheim treten am nächsten Dienstag in einer ›Revue zu vieren‹ auf. Die Herren Eltern sind aus Österreich, München und Rührung nach Berlin geeilt.

Wie wir hören, hat Klaus Mann einen Roman in zwei Bänden sowie einen Reiseaphorismus begonnen. Die Veröffentlichung des Romans ist Ende des Jahres zu befürchten.

Erika Mann ist in Berlin zu ihrer Heirat, Scheidung, Wiederverheiratung und Beerdigung eingetroffen. Die junge Künstlerin wird in dem interessanten Experiment des Herrn Hilpert den Falstaff spielen.

Wie wir hören, haben sich Klaus Wedekind, Pamela Mann und Benvenuto Sternheim zusammengetan, um den ›Siebzigsten Geburtstag‹ von Voß zu bearbeiten und ihn, gegebenenfalls, in Hiddensee vorzutanzen.

Benvenuto Hauptmann hat sich von Klaus Mann wieder scheiden lassen, weil ihm die normalen Neigungen seiner Frau Braut vor der Heirat nicht bekannt gewesen sind.

Carlhans Sternheim sowie das Geschwisterpaar Klaus Mann und Pamela Wedekind haben mit ihrer Schwippschwägerin Erika Mann eine Reise um die Welt angetreten, um von Rabindranath Tagore endgültig ihre verwickelten Familienverhältnisse ordnen zu lassen.

General Nobile hat sich auf der Terrasse eines Cafés in Rom, als eine Portion Eis vorübergetragen wurde, erkältet. Wie wir hören, sind Pamela Wedekind, Klausa Mann und Benvenuto Hauptmann an sein Totenbett geeilt.

Nachtrag zu unsrer Meldung: Auch Erika Mann ist an das Totenbett geeilt, General Nobile befindet sich auf dem Wege der Besserung; Pamela Wedekind auf dem Wege zum nächsten Telegrafenamt.

Klaus Mann hat sich bei Verabfassung seiner hundertsten Reklamenotiz den rechten Arm verstaucht und ist daher für die nächsten Wochen am Reden verhindert.

Die lieben Kinder haben Siegfried Wagner zu ihrem Ehrenvorsitzenden gewählt. Der Gefeierte hob in seinem Dankwort hervor, dass die Tragik im Leben August von Goethes in ihm selbst lag sowie in der Unvollkommenheit des damaligen Zustandes der deutschen Presse.



Gustaf, Erika, Pamela und Klaus

Also wirklich, Tucho. Die beiden haben es so nett mit dir gemeint in ihrem Buch "Escape to Life", aber irgenwie hat er auch recht. Dringen wir mal ein wenig tiefer in die Materie? Auf geht's:

Erst war Klaus Mann mit Pamela Wedekind verlobt, und die Erika heiratete den Gustaf Gründgens...  und zu vieren traten sie 1925 in dem von Klaus geschriebenen Theaterstück "Anja und Ester" auf, in dem die beiden Damen sich ziemlich nahe kamen. So nah zumindest, dass das Stück zu einem Skandal seiner Zeit wurde.

Da lief die Gerüchteküche natürlich heiß und das ganze geschah im ausverkauften Theatern, und im gleichen Jahr noch veröffentlichte Klaus Mann "Der fromme Tanz", einen der ersten sogenannten homosexuellen Romane... und dann guck ich auf das Foto und dann seh' ich wie der Klaus da auf den Gustaf guckt... und...

Erika, Klaus, Pamela und Gustaf

Nun ja, aus der Verlobung zwischen Klaus und Pamela wurde nichts, sie trennten sich 1928 und auch die Erika und der Gustaf wurden nicht glücklich. Übrig blieben nur die Scheidungspapiere und in der Nachfolge ein ziemlich böser Roman von Klaus, "Mephisto" getauft, in dem ein gewisser Henrik Höfgen nicht sehr gut wegkommt.


Von all dem konnte Tucholsky hier noch nichts wissen, aber geahnt hat er es wohl und dem ganzen Pressegerummel um die Thomas Mann Nachkommen und ihre Anhängsel ein denkwürdiges Textchen mit auf den Weg gegeben.

Ja ja, die wilden 20er, alles nicht so brav wie es ausschaut, aber vielleicht zwischen den gesellschaftlichen Normen der damaligen Zeit, dem Leben als Künstler, denn alle vier doch eigene Karrieren vorzuweisen,  immer noch besser als die Jenny Elvers, Boris Beckers und  Kim Kardashians der heutigen Welt.


Eure Gecko


Dienstag, 29. Januar 2013

Rezension: Escape to Life: Deutsche Kultur im Exil - Erika & Klaus Mann

Escape To Life: Deutsche Kultur Im Exil

Sprache: Deutsch
Format: Hardcover, 421 Seiten
Verlag: Edition Spangenberg, 1991
ISBN-10: 3894090553
ISBN-13: 9783894090555



Als Hitler 1933 an die Macht kam verließen viele deutsche Kulturschaffende das Land unter den vielen auch die Familie Mann. Dieses Buch ist diesen Menschen gewidmet, die teils unerwünscht wären von den neuen Machthabern, teils aber auch einfach keinen Sinn darin sahen ihr Schaffen von den Richtlinien des totalitären und gesäuberten Stils einengen zu lassen. Sie verließen Deutschland und verstreuten sich über die ganze Welt.

Geschrieben kurz nach dem Anschluss Österreichs, noch vor dem Beginn des zweiten Weltkrieges, wurde dieses Buch aus der Feder von Klaus und Erika Mann 1939 zum ersten Mal in den USA veröffentlicht. Die deutsche Ausgabe kam erst, wenn ich mich nicht irre, 1991 in die Buchhandlungen. Sie wurde zum Teil aus dem englischen Übersetzt, da die deutschen Skripts nicht mehr aufzufinden waren.

Das Buch ist einerseits ein Who is who der deutschen Exilanten und kümmert sich nicht sehr um die Flüchtlinge ohne große Namen, aber es ist auch ein sehr interessantes zeitgeschichtliches Werk, denn nicht nur kommen die deutlichen und sehr deutschland-kritischen Stimmen von Klaus und Erika Mann zu Wort, sondern auch viele andere noch heute berühmte Personen, und manche, die man doch mittlerweile vergessen hat.

An vielen Stellen ist es ein sehr ehrliches Buch. Es lässt auch nicht Personen aus, die Hitler ehedem sehr nahe standen oder die unentschiedenen. Es beleuchtet ein breites Band des deutschen Exils über viele Länder und Grenzen, erzählt Fluchtgeschichten und die oft tragischen Ereignisse, die sich erst nach dem Entkommen von der Diktatur ergeben haben. Es ehrt die Toten, die, welche Deutschland nicht entkommen sind, wie Carl von Ossietzky, oder jene, die der vorherige Kampf und das Exil nicht ertragen haben, wie Kurt Tucholsky. Es erfasst sogar die Menschen die sich, wie Erich Kästner in ein „inneres Exil“ begeben haben, also Deutschland nicht verlassen haben.

Natürlich ist es kein umfassendes geschichtliches Werk. Die lange Zeit bis '45 erforderte noch viele Opfer und brachte noch weit mehr Flüchtlinge, denn zu dem Zeitpunkt da dieses Werk entstand und welches sich zu einem großen Teil mit den Exilanten in den USA befasst, waren Frankreich, die Niederlande, ja bis auf Spanien und Italien alle anderen Länder die nicht ins Großdeutschland eingemeindet wurden noch freie Länder. Kritisch den Entwicklungen in Deutschland gegenüber, aber auch kritisch gegenüber den Flüchtlingen, der Platz in Europa ist und war nicht unbegrenzt und Arbeitslosigkeit auch in den USA ein großes Thema.
Soweit ich es verstanden habe, sollte dieses Buch vor allem Verständnis aufbringen für die Exilanten und ihre Familien, für die ein Leben in der Heimat unmöglich geworden war und es sollte ebenso zeigen, wie dankbar und aufgeschlossen diese Deutschen ihren neuen Heimatländern gegenüber waren. Des weiteren appelliert es an die Deutschen im Ausland den gemeinsamen Feind zu erkennen und ihn mit Worten und Taten der Kunst entgegen zu wirken.

Familie Mann macht es mir nicht immer leicht. Ich mag Heinrich aber Thomas mag ich nicht wirklich. Von Erika habe ich bislang nichts gelesen und Klaus ist ein schwieriger Fall. Ich mochte seinen Mephisto, aber das meiste andere das ich von ihm gelesen habe hat einen Sprachstil, der nicht mit mir kommuniziert.
Als ich dieses Buch jetzt aufschlug, war ich erst genervt. Es beginnt mit einer Art Interview, in dem Klaus und Erika persönlich zu Wort kommen und ist genau das, was ich an ihnen nicht mag. Pittoresk, seltsam, unnatürlich... und ich ging mit der Erwartung ins nächste Kapitel, das dies Buch ein harter Brocken wird. Aber dem war dann gar nicht so. Bis auf ein paar sprachliche Eigenheiten, die der Zeit und der Herkunft der beiden zugestanden seien, war es ein durchaus gut zu lesendes und interessantes Buch, selbst dann, wenn sie den Rahmen des Sachbuchs verließen, in dem imaginären Tagebuch eines Studenten in Princeton zum Beispiel, blieb es interessant und kein einziges Mal so verschroben wie in besagtem „Interview“.
Ich fand sie erstaunlich fair, auch gegenüber Personen von denen bekannt ist, das sie sie nicht wirklich mochten und die Einblicke in diese seltsame Halbwelt der unfreiwilligen Auswanderer hat mich bis zur letzten Seite interessiert.
Zwischendurch musste ich mir zwar immer vor Augen halten, das sie nicht ahnen, was noch alles zwischen '39 und '45 passieren wird, aber das kann man dem Buch, als Zeugnis der Zeitgeschichte nicht zur Last legen.

Fazit:
Ich bin froh dieses Buch von meinem SuB heruntergeholt, abgestaubt und endlich gelesen zu haben. Es hat mir, auch wenn das bei einem solchen Thema eher unangemessen ist, gut gefallen.

Daher vergebe ich:
✦✦✦✦✧

Eure Gecko

 

Tratsch aus der Bücherkiste:

Wie und wann kam das Buch zu mir?
Jokers und Mr. Gecko sind schuld, es war preiswert, klang interessant und ich musste es mitnehmen.

Bücher führen zu Büchern?Die Buchliste, welche sich aus einem solchen Buch ergibt, und das Interesse den ein oder anderen Schriftsteller neu zu entdecken sind so groß, dass es sich kaum messen lässt. Aber hier, ich sollte es nicht gänzlich unterschlagen ging es auch um Musik, Kunst, Film und Theater. Künstler aller Art trieb es damals aus Deutschland fort.

Habe ich aus dem Buch etwas gelernt?
Auch wenn man Urteile oder Vorurteile gegenüber Autoren hat, heißt das noch lange nicht, dass sie einen nicht überraschen können. Dieses Buch lässt mich weniger an die Personen dahinter denken, als an das was darin steht...

Sonntag, 27. Januar 2013

Rezension: The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry - Rachel Joyce

The Unlikely Pilgrimage of Harold FryThe Unlikely Pilgrimage of Harold Fry von Rachel Joyce

Deutscher Titel: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
Format: Taschenbuch, 296 Seiten
Verlag: Doubleday, 2012
ISBN-10: 0857520652
ISBN-13: 9780857520654



Harold Fry, frisch pensioniert ist ein Mann der nie etwas getan hat um über seinen eigenen Schatten zu steigen. Er führt eine Ehe in der die Sprachlosigkeit dominiert, er führt ein Leben in dem er nichts tut was außerhalb der Norm liegt. Er hat keine Freunde, oder?
Dann erreicht ihn ein Brief. Er ist von einer alten Arbeitskollegin, die an Krebs erkrankt ist und nun mit diesen Zeilen Abschied nimmt.

Harold schreibt eine Antwort und will sie zum Briefkasten bringen, doch dann geht er am Briefkasten vorbei und läuft los. Die Idee ist einfach und stammt aus dem Mund einer Tankstellenkassierin: „Du musst daran glauben einen Unterschied zu machen.“
In Harolds Kopf, ziellos und mutlos, wird dieser schlichte Satz zu einem Mantra und er geht los, einmal quer über die Britische Insel um seiner alte Freundin Queenie ein Ziel zu geben. Er wird sie besuchen, aber sie muss warten, bis er dort angekommen ist und er nimmt den langen Weg, schritt für schritt und mit Slippern an den Füßen...

In kurzen Kapiteln und in einfacher Sprache gehalten nimmt uns Rachel Joyce mit auf diese ungewöhnliche Reise, gespickt mit allerlei Ereignissen und vielen Menschen, die Harold am Wegesrand trifft oder die ihn ein Stück begleiten. Es ist eine Reise voller kleiner Wunder, viel Humor und tragischen Ereignissen, in der der Leser immer tiefer in den Kopf Harolds gerät und sieht, wie der schüchterne  und abgestumpfte Mann versucht über sich hinaus zu wachsen... und dazu gehört vor allem eines, die Vergangenheit zu betrachten und mit ihr ins Reine zu kommen.
Die Geschichte nimmt viele Fäden auf und lässt sie laufen, porträtiert Gestalten, die unglücklich und zufrieden sind, nimmt die Presse aufs Korn und entfaltet das Leben von Harold seiner Frau Maureen und Queenie. Es ist eine Pilgerreise ohne Gott, eine Reise in das Innere von Menschen die ein ganzes Leben hinter sich haben, mit all dem was in einem Leben so passieren kann. Voller Fehler und Unglück, mit einem Mann der die Leben dieser Menschen und sein eigenes betrachtet und zu lesen versucht.

Man kann dieses Buch sicherlich in die Schublade der „Selbsthilfe und Erbauungsromane“ stecken und eigentlich bin ich kein Freund dieser Art von Literatur. Mitch Albom kann mir gestohlen bleiben, wenn ihr wisst was ich meine. Aber diese Geschichte hier und die Art in der sie erzählt wird hat es mir angetan. Was amüsant beginnt und mit viel Humor erzählt wird, ist an manchen Stellen so abgrundtief traurig, das ich beim Lesen lachen und weinen musste. Das Buch wimmelt von interessanten Charakteren, Momentaufnahmen von Personen voll mit ihren eigenen Geschichten und doch, Harold bleibt nicht da stehen. Er beschäftigt sich damit was von diesen Menschen bleibt, wenn sie unser Leben verlassen haben, von dem was man mitnimmt. Ich fand die Geschichte ansprechend und gut gemacht und während sich Harolds Dasein wieder mit Leben füllt ist das noch keine Garantie für Glück... das dies alles zu einem tragisch-schönen Ende führen muss ist dann schon fast Voraussetzung auch wenn es nicht das Ende ist das man klassischer Weise erwarten würde.
Dies ist eine Pilgerreise nach meinem Geschmack ohne Verklärtheit und ohne Schnörkel.

Fazit:
Ein Lesevergnügen für zwischendurch oder wenn man mal ein klein wenig Mut braucht.

Ich vergebe ✦✦✦✦✧

Eure Gecko

Tratsch aus der Bücherkiste:

Wie und wann kam das Buch zu mir?
Ich habe schon lange mit dem hübschen Einband geliebäugelt und es mir nun, da es für die Januar Challenge passte gekauft und es nicht bereut.

Bücher führen zu Büchern?
Nein, ich werde jetzt nicht „Ich bin dann mal weg!“ von Hape Kerkeling lesen. Nein, ganz bestimmt nicht!


Samstag, 26. Januar 2013

Pepys und ich: Das Jahr 1660


Samuel Pepys lebt in London, arbeitet für den gnädigsten Herrn, macht sich beständig Gedanken über Geld und läuft von A nach B, C und D. Er läuft eigentlich ständig und meistens macht er dabei Zwischenstopps um in einem Pub etwas zu trinken, dabei hat er immer Gefährten. Er arbeitet für den gnädigen Herrn, welcher nicht Gott ist aber scheinbar auch keinen Namen hat (außer man guckt in den Companion: Es handelt sich um Edward Mountagu, Erster Graf von Sandwich.)

Das war der erste Leseeindruck vom Tagebuch selbst und dem Jahr 1660... aber natürlich passieren nicht nur die alltäglichen Dinge. General Monck marschiert mit seinen Truppen in London ein und sorgt damit dafür, das das Parlament neu gewählt werden muss. Der Weg ist frei für die Rückkehr des im Exil lebenden Königs und die Restauration. Oliver Cromwell ist tot , sein Sohn konnte das aufständische Volk nicht zusammenhalten... und als erster Sekretär des Flottenamtes und an der Seite des gnädigen Herrn geht Samuel Pepys an Bord eines der Schiffe, welche sich nach Holland aufmachen um Charles II zurück zu holen ins heimatliche England

In der Mitte des Jahres ist diese Mission erfüllt und Pepys, der sich nun Esquire nennen darf, bezieht mit seiner Frau eine neue Wohnung in die Nähe des Towers. Es geht aufwärts und die Geldsorgen lassen ein wenig nach...

Und zwischen drin passiert dem Herrn Pepys so manches oft sehr persönliches oder auch seltsames und wenn er auch über Geschäftliches oft schweigt, so schreibt er doch sehr offenherzig über allerhand sehr privates.

28. Mai 1660:
"Ich hatte in der Nacht einen seltsamen Traum, daß ich mich vollpinkeln würde, was ich auch wirklich tat. Und da ich meine Decke weggestrampelt hatte, wurde mir kalt, und morgens war ich klitschnaß und hatte große Schmerzen beim Wasserlassen, was mich sehr beunruhigte."
Ein ziemlich peinliches Ereignis, aber Pepys vertraut es seinem Tagebuch an, vielleicht auch um seine Sorge über alles was mit seiner Verdauung zu tun hat loszuwerden, denn er neigt zu Blasensteinen und hatte bereits einen schmerzhaften Eingriff. Ein privates Detail, an dem ich ablesen kann, wie dicht er uns dann doch, zwischen all dem herumlaufen und kurzen Abrissen seines Tages an seinem Alltag teilhaben lässt.

Er notiert aber auch echte Skurilitäten seine Zeit, der Kollision zwischen Aberglauben und Wissenschaft, die für seine Zeit so typisch ist.

23. Juni 1660:
"Ich  blieb in Whitehall, um zu sehen wie der König den Leuten, die an Skrofeln leiden, die Hand auflegt, aber er kam nicht, weil es stark regnete, und die armen Leute waren gezwungen, den ganzen Vormittag im Garten im Regen zu stehen. Anschließend berührte er sie im Banketthaus."
Wer wissen möchte was es genauer damit auf sich hat, der kann sich hier über Skrofulose und das seltsame Ritual  informieren.

In den nächsten Beiträgen werde ich wohl vermehrt auf solche amüsanten und seltsamen Fundstücke eingehen. Davon gibt es in den Tagebüchern nicht zu wenig und es ist ein interessantes Stück Zeitgeschichte um ein wenig Einblick in die Gedankenwelten vergangener Jahrhunderte zu erhalten.

Bis dahin,

Eure Gecko


Die Tagebücher 1660-69Die Tagebücher 1660-69 von  Samuel Pepys

Donnerstag, 24. Januar 2013

Rezension: In der Bibliothek - Antal Szerb

In der BibliothekIn der Bibliothek von Antal Szerb

Original Titel: Szerelem a palackban, 1946

Format: Taschenbuch,
275Seiten

Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2006
ISBN-10: 342324562X
ISBN-13: 9783423245623




In dieser Sammlung von Kurzgeschichten des ungarischen Autors Antal Szerp geht es nur bedingt um Bibliotheken oder Literatur, es geht um vieles und scheinbar um manches was ich nicht verstanden habe.  Es geht um Liebe in vielen Facetten, aber wann tut es das in der Literatur nicht?
Am Ende des Buches fiel mir aber besonders ins Auge, wie sehr der Klappentext zwar fast poetisch klingt, aber im Grunde nichts über das Buch sagt. Rein gar nichts außer Worthülsen.

Klappentext:
Mit betont leiser Ironie und hintersinnigem Humor kreisen Antal Szerbs Erzählungen um persönliche Geschichten und historische Figuren, um den siegreichen Alltag und das verbannte Wunder.


Der Band umfasst 14 Geschichten, welche in ihrer Form sehr unterschiedlich sind. So gibt es neben den realistischen Geschichten, mythologische Erzählungen und märchenhaftes. Das Spektrum ist weit und somit für mich kaum in ein paar Worte zu fassen worum es in diesem Buch geht. Das einfachste ist es, wie ich finde, es bei dem was es außen darstellt zu belassen. Es ist eine Sammlung von Geschichten, von denen ein paar miteinander in Verbindung stehen, andere nicht. Es ist thematisch nicht festgelegt, zeigt aber ein breites Spektrum des Autors.

Antal Szerp ist bekannt für seine historischen Romane und den Roman „Reisen im Mondlicht“ den man erst in den letzten Jahren wieder entdeckte. Er hatte Hungarologie, Anglistik und Germanistik studiert, war ein angesehener Literaturprofessor und Schriftsteller der Vorkriegszeit, bis er, weil er Jude war von den Nazis interniert und im KZ Balf von einem Aufseher erschlagen wurde.
Nach dem ich nun „Reise im Mondlicht“ und „In der Bibliothek“ gelesen habe, erscheint es mir, als wäre Szerp ein fast schon typischer ungarischer Schriftsteller seiner Zeit gewesen, da ist etwas unglaublich schwermütiges in seinen Erzählungen, Romantik findet man, aber sie ist immer bitter. Keine der Geschichten endet, wie man es sich vielleicht erhoffen möchte. Nichts ist wirklich schön, auch wenn man es mit schönen Worten und Bildern beschreiben kann. Da ist ein Verfall in allem was ich in diesem Buch gefunden habe, das mich unweigerlich an „Gloomy Sunday“ und die Sinnlosigkeit des Lebens ansich denken lässt. Harte Kost in einem netten Einband...

In den letzten Jahren habe ich immer wieder zu Anthologien und Kurzgeschichtensammlungen einzelner Autoren gegriffen, etwas, dem ich mich noch ein paar Jahre zuvor fast gänzlich verweigerte. Mein jüngeres Ich mochte keine Kurzgeschichten, weil sie nicht lang genug sind um mit dem Charakteren ein Verhältnis aufzubauen. Seit ich etwas älter bin und sich mein Spektrum in der Literatur erweitert hat, mag ich manchmal auch die kürzere Form.
Doch „In der Bibliothek“ ist ein gutes Beispiel von meiner immer noch bestehenden Schwierigkeit mit dieser Form der Prosa.
Da wäre das Problem, das um so kurzer die Geschichte ist, sie nicht unbedingt zu begreifen sind. Das sie manchmal wie Bruchstücke wirken. Dazu fand ich in diesem Band so einiges, und da sich dies alles am Anfang versammelte war ich kurz davor das Buch abzubrechen.
Doch zum Glück besserte es sich mit der Zeit, so das ich mich durchringen konnte am Ball zu bleiben. Szerps Erzählweise nahm auch mal Formen an, die mich begeisterten, da sei vor allem die Geschichte „In der Bibliothek“ genannt und obwohl ich die Erzählform des Märchens nicht wirklich leiden kann, war die Geschichte „Ajándoks Brautstand“ zwar sehr düster, aber sie gefiel mir dennoch sehr gut.
Anderes wiederum weniger, und da kommen wir zum zweiten Problem, das Kurzgeschichten für mich aufwerfen, wie soll ich etwas bewerten das von allem etwas enthält? Zwischen Himmelhochjauchzend und Zutodebetrübt, gelangweilt und ernsthaft genervt enthält dieser Band für mich alles.

Fazit:
Da bleibt nur das Positive gegen das Negative in eine Waagschale zu werfen und am Ende kommt dabei leider immer eine etwas unbefriedigende, relative neutrale Haltung und Wertung heraus.


Daher vergebe ich ✦✦✦✧✧

Eure Gecko


Tratsch aus der Bücherkiste:


Wie und wann kam das Buch zu mir?
Die Taschenbuchtage der Meyerschen Buchhandlung sind schuld, dort fand ich das Buch günstig und habe es mitgenommen, damals noch in der Hoffnung auf einer Reise nach Budapest. Die Reise steht noch aus, von Antal Szerp brauche ich aber erstmal eine Pause.

Bücher führen zu Büchern?
Da gibt es jede Menge über König Arthus und seine Tafelrunde in diesen Geschichten, aber den habe ich mittlerweile so übermäßig satt, das ich dazu so schnell nicht mehr greifen werde.

Mittwoch, 23. Januar 2013

Kurt Tucholsky und die Zwiebelgedichte


Theobald Tiger - Was ist im Innern einer Zwiebel –?
(Erschienen in der Weltbühne am 21.01.1929 )



Nun nimmt wohl bald der Bauer Geld aus der Schatullen
und macht sich auf mit seiner Kuh zum Bullen –
mit seiner Kuh.

Nun wirft wohl diese Kuh ein Kälbchen sonder Schaden,
und dieses Kälbchen legt dort einen runden Fladen –
das Kälbchen
von der Kuh.

Nun wächst aus diesem Fladen auf der Ackerkrume
wohl bald die schönste rote Bauernblume –
aus dem Fladen
von dem Kälbchen
von der Kuh.

Nun hüpft wohl bald ein Stubenmädchen in dem Grase,
pflückt einen Strauß für ihr Hotel und stellt in eine Vase
die Blumen
aus dem Fladen
von dem Kälbchen
von der Kuh.

In diesem so geschmückten Raum – denn sieh, er hat ihn
ja vorbestellt – liegt froh der heitere Hochzeitsreisende bei seiner Gattin –
in Zimmer 28
mit den Blumen
aus dem Fladen
von dem Kälbchen
von der Kuh.

Und hier empfängt sie einen anfangs anonymen Knaben,
sie trägt ihn aus, gebärt – er ist von großen Gaben –
von den Hochzeitsreisenden
aus Zimmer 28
mit den Blumen
aus dem Fladen
von dem Kälbchen
von der Kuh.

Der Knabe reift heran, erbt einen ganzen Batzen
und gründet sich ein Etablissement für Bett-Matratzen –
der Sohn
der Hochzeitsreisenden
aus Zimmer 28
mit den Blumen
aus dem Fladen
von dem Kälbchen
von der Kuh.

Nun schneuzt sich breit sein erster Vorarbeiter,
wischt sich den Bart und pinselt flötend weiter –
in der Fabrik
des Sohnes
der Hochzeitsreisenden
aus Zimmer 28
mit den Blumen aus dem Fladen
von dem Kälbchen
von der Kuh.

Der Vorarbeiter hat das Bett lackiert. Nun nimmt er einen Schluck.
In diesem Bett tu ich den letzten Atemzug.

Ein ganzes Leben steckt also in der Zwiebel, wenn ich Kurt Tucholsky da richtig verstehe... neben Kuh, Kalb und dem Fladen natürlich. Das ergibt ein schönes Bild aber noch lange nicht unbedingt etwas für einen Beitrag hier auf meinem Blog. Wäre ich nicht ein paar Tage bevor ich über diesen Text stolperte auf ein anderes Zwiebelgedicht gestoßen, vom anderen Ende der Welt sozusagen

Pablo Neruda:

Ode an die Zwiebel

Zwiebel,
leuchtende Phiole,
Blütenblatt um Blütenblatt
formte deine Schönheit sich,
kristallene Schuppen
ließen dich schwellen,
und im Verborgenen der dunklen Erde
füllte dein Leib sich an mit Tau.
Unter der Erde
ward dieses Wunderwerk,
und als dein unbeholfener
grüner Trieb erschien
und deine Blätter degengleich
im Garten sprossen,
drängte die Erde
ihren ganzen Reichtum zusammen
und wies deine nackte Transparenz,
wie in Aphrodite das ferne Meer
die Magnolie nachschuf,
da es ihre Brüste formte,
also bildete
dich die Erde,
Zwiebel, hell wie ein Planet
und zu leuchten
bestimmt,
unvergängliches Himmelszeichen,
rundliche Rose von Wasser
auf
dem Tisch
der armen Leute.
Verschwenderisch
lässt du
deinen Globus der Frische zergehn
im verzehrenden Sud
des Topfes
und der kristallene Saum
in des Öls Hitze
verwandelte sich in eine gekräuselte Feder von Gold.

Auch gedenke ich, wie dein Zutun
die Freundschaft des Salates fruchtbar macht,
und es will scheinen, der Himmel hilft mit,
da er dir des Hagelkorns zierliche Gestalt verlieh,
deine feingehackte Helle zu rühmen
auf den Hemisphären einer Tomate.
Aber erreichbar
den Händen des Volkes
und beträufelt mit Öl,
bestreut
mit ein wenig Salz,
tötest du den Hunger
des Tagelöhners auf mühsamem Wege.
Stern der Armen,
gütige Fee,
eingehüllt
in zartes
Papier, kommst du aus der Erde,
ewig, vollkommen, rein
wie der Gestirne Samenkorn,
und wenn in der Küche
das Messer dich zerschneidet,
quillt die einzige
leidlose Träne.
Du machst uns weinen, ohne uns zu betrüben.
Solange ich lebe,
lobsingen will ich,
Zwiebel,
für mich bist du schöner doch
als mit blendenden Schwingen
ein Vogel,
für meine Augen bist du
Himmelskugel, Platinkelch,
beschneiter Anemone
unbeweglicher Tanz,

und der Erde ganzer Duft,
er lebt in deiner kristallinischen Natur.

Zwei Zwiebelgedichte, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, im ersten kommt die Zwiebel nicht einmal wirklich vor. Aber ich habe nun Appetit, daher gehe ich jetzt in meine Küche und nebst je einer Neruda- und einer Tuchsolsky-Zwiebel und werde beide in einer Pfanne mit Pilzen und Hackfleisch ordentlich schmoren, sie mit Sahne und Gewürzen küren und mir dann mit etwas Reis munden lassen... ich hoffe nur mir kommen keine Fladen dazwischen. Also die von der Kuh oder dem Kälbchen... und ob die von Tucholsky bitter war, oder Nerudas so schmackhaft wie er meint, das werde ich dann wissen.

Eure Gecko   

PS:
Wer noch mehr Gedichte
über Zwiebeln kennt, kann sie hier gerne in den Kommentaren hinterlassen, solch seltsame Koinzidenz muss man doch ordentlich würdigen.


Das erste Gedicht findet sich auf den Seiten 35-36 des 7. Bandes, Kurt Tucholsky Gesammelte Werke, 1929, Rowohlt Taschenbuch-Verlag.
Das zweite stammt aus: In den deinen Träumen reist dein Herz, Einhundert Gedichte, S. 104ff, Luchterhand Verlag

Dienstag, 22. Januar 2013

Rezension: Assassin's Apprentice - Robin Hobb

Assassin's Apprentice (Farseer Trilogy, #1)Assassin's Apprentice von Robin Hobb

Deutscher Titel: Der Adept des Assassinen / Der Weitseher
Reihe: The Farseers Trilogy, 1, Realms of the Elderlings 1, Die Weitseher
Format: Taschenbuch,
480 Seiten

Verlag: Harper/Voyage, 2007
ISBN-10: 0006480098
ISBN-13: 9780006480099



Alles beginnt aus den Augen eines verstörten Kindes, das von seinem Großvater in die nächste Garnisonsstadt geschleppt wird und dort in die Händen rauer Soldaten gegeben wird. Das Kind trägt keinen Namen und kann nur wenig erfassen von dem was um es herum geschieht. Doch schon bald wird klar, die Existenz dieses Kindes ist ein Skandal, denn er ist der uneheliche Sohn des Thronfolgers...

Der Vater des Kindes verzichtet aufgrund dieses Skandals auf den Thron und das in einer Zeit in der die Six Dutchies eigentlich Stabilität dringend gebrauchen könnten. Denn während Fitz am Hof des Königs vom Stallmeister und einem mysteriösen nächtlichen Besucher aufgezogen wird braut sich am Horizont am Meer großes Unheil auf, welches dem Königreich und der Familie der Weitseher noch einiges abverlangen wird. Aber vorerst gilt es das Königreich zu stabilisieren und für den Fortbestand des Königsgeschlechts zu sorgen... wird es vielleicht damit enden, das der junge Fitz eine größere Rolle einnehmen muss als nur der ungeliebte Bastard und heimliche Lehrling eines Assassinen zu sein?

Die Saga vom Weitseher ist nicht mehr neu,  und ich erinnere mich das sie mir selbst in meinen ersten Internetjahren so oft empfohlen wurde, das ich irgendwann einfach hineinsehen musste. Die Geschichte, aus der Ich-Perspektive FitzChivalrys geschrieben hat mich seither nicht mehr losgelassen. Ich habe sie auf Deutsch nun über die letzten zehn Jahre schon dreimal gelesen... und nun in Englisch, weil ich es mir mittlerweile zutrauen kann.
Es ist keine schnelle Geschichte, mit einem Plot der davonrennt und seine Charaktere mitschleppt. Alles baut eher langsam auf und während Fitz älter wird und Erfahrungen sammelt baut sich die eigentliche Geschichte im Hintergrund langsam auf. Getragen wird das ganze von sehr liebenswerten und zwiespältigen Charakteren, einigen echten Bösewichten und alle wachsen einem mit der Zeit sehr ans Herz.
Aber man sollte auch ein Interesse an Weltenbau und Hintergrundentwicklung haben, sonst mag es einem zwischendurch ein wenig langweilig werden, denn es passiert nicht wirklich das was der Genre Leser gegebenenfalls erwarten würde.
Wer wie ich schon lange im Genre der Fantasy stöbert und viele der bekannten Bücher gelesen hat, der weiß vielleicht auch, das es bei Zeiten anfangen kann zu langweilen. Genre-Literatur arbeitet mit Klischees und diese findet man immer und immer wieder... doch manchmal, leider noch viel zu selten, findet man Autoren, die scheinbar ebenso gelangweilt von den üblichen Motiven sind.
Robin Hobb ist eine von diesen, und sie schafft es, ohne das Genre völlig zu entstellen eine sehr andere Geschichte zu erzählen. Denn was beginnt wie die Geschichte vom armen Bäckerjungen oder Schweinehirten, der bald sein königliches Blut entdeckt endet... nun ja, dazu mehr in den späteren Rezensionen.

So wie ein Tolkien-Jünger sicherlich nicht als objektiv zu werten ist, wenn er über sein „Buch der Bücher“ schreibt, so kann auch ich mich längst nicht mehr als gänzlich sachlich sehen, wenn es um meine „Farseers“ geht. Viel zu tief bin ich mittlerweile in Robin Hobbs Welt verstrickt, und ihr dürft auch dieses Jahr noch auf einige Rezensionen mehr von mir freuen... schließlich habe ich einen kompletten Re-Read der „Realms of the Elderlings“ geplant.

Es ist ganz einfach tatsächlich Liebe, die mich mit diesen Büchern verbindet. Das ist schlicht und ergreifend so und warum soll man nicht ab und an einfach nur enthusiastisch ein Buch oder eine Buchreihe umarmen, herzen und nie mehr loslassen wollen?

Ohne Frage

✦✦✦✦✦

Eure Gecko



Wie und wann kam das Buch zu mir?
Ich habe letztes Jahr angefangen die Weitseher- und Zauberschiff-Reihe auf englisch zu kaufen, weil da noch ungelesen die letzte Unter-Serie der Reihe auf mich wartet, von der dieses Jahr noch der letzte Band erscheint... und angefangen sie zu lesen. Diese Rezension lege ich jetzt nach um auch alle endlich einmal etwas gründlicher zu rezensieren.

Bücher führen zu Büchern?
Es folgen auf dieses Buch noch 12 weitere, die teilweise in sich abgeschlossene Geschichten ergeben... noch Fragen?

Habe ich aus dem Buch etwas gelernt?
Was ich bei Marion Zimmer Bradley angefangen habe hat sich hier mit Robin Hobb und mit George R.R. Martin weiter fortgesetzt. Ich mag gut gemachte, auf den Buchseiten intensiv lebende Charaktere und originelle Welten. Ich kann es nicht ausstehen, wenn Bücher nur nach einem Strickmuster geschrieben sind.



Montag, 21. Januar 2013

Kurz und Knapp #1

Die Geschichte EnglandsDie Geschichte Englands by Jane Austen

Original Titel: A History of England
Format: Taschenbuch, 51 Seiten
Verlag: Lux
ISBN-10: 3939557579
ISBN-13: 9783939557579


Dies ist ein schmales Bändchen aus dem Jugendwerk Jane Austens. Es ist keine Abhandlung englischer Geschichte als vielmehr eine jugendlich verspielte Abrechnung mit der Art und Weise wie Geschichte den jungen Damen jener Zeit gelehrt wurde... scheinbar ohne Reiz für Spekulation und klar von den Vorurteilen des Lehrers zu den historischen Personen geprägt.
Jane Austen nimmt dies, obwohl erst 16 Jahre alt, glasklar aufs Korn und mit gespitzter Feder bleibt nicht viel übrig von den glorreichen Herrschern Britanniens.
Das ganze ist durchzogen von Illustrationen von Mandy Schlundt, und leider für mich das einzige echte Manko an diesem Buch. Es liegt nicht daran, das die Bilder schlecht wären, sondern einfach das sie nicht wirklich zu passen scheinen. Da ich auch noch noch eine Faksimile Ausgabe dieses Büchleins besitze, welche die ursprünglichen Bilder von Cassandra Austen, Janes älterer Schwester, enthält, frage ich mich ein wenig, warum man diese Bilder nicht als Illustration dieser Ausgabe eingefügt hat.

Es bekommt von mir
✦✦✦✦✧


Pünktchen und AntonPünktchen und Anton by Erich Kästner

Format: Hardcover, 158 Seiten
Verlag: Dressler
Ersterscheinungsjahr: 1930





Erich Kästner hat einen Ton in seinen Kindergeschichten der mir sehr gefällt. Er schreibt mit den Kindern auf Augenhöhe und nimmt sie dennoch ernst genug ihnen auch ein paar Gedanken mit auf den Weg zu geben. Sein Ziel, ein Bewusstsein für Gut und Böse zu schaffen und gleichzeitig nicht die Perspektive zu verlieren und genau zu wissen, das Lügen nicht immer schlecht ist, das ist der weise Mann, der dort spricht... der  sich auch nicht davor scheut Erwachsenen den Spiegel vor zu halten.
Da ist ein Kind in diesem Mann, das nie gestorben ist.

Zurecht ein Kinderbuchklassiker der deutschen Literatur.
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Eure Gecko




Sonntag, 20. Januar 2013

Rezension: A Tale of Two Cities - Charles Dickens

A Tale of Two CitiesA Tale of Two Cities by Charles Dickens

Deutscher Titel: Eine Geschichte zweier Städte
Format: Hardcover, 519 Seiten
Verlag: Collector's Library
Erscheinungsjahr: 1859 / 2009
ISBN-10: 1904633064

ISBN-13: 9781904633068

Die Geschichte handelt von zwei Städten, so verspricht es der Titel. Diese beiden Städte sind Paris und London, aber die Geschichte selbst handelt vielmehr von ein paar Menschen, deren Geschick mit diesen Städten und ihrer Geschichte eng verwoben ist.

Der erste Satz:
It was the best of times, it was the worst of times, it was the age of wisdom, it was the age of foolishness, it was the epoch of belief, it was the epoch of incredulity, it was the season of Light, it was the season of Darkness, it was the spring of hope,it was the winter of despair, we had everything before us, we had nothing before us, we were all going direct to Heaven, we were all going direct the other way— in short, the period was so far like the present period, that some of its noisiest authorities insisted on its being received, for good or for evil, in the superlative degree of comparison only.

Alles beginnt im Jahre 1775, als Lucie Manette mit Mr. Jarvis Lorry nach Frankreich reist um ihren Vater Dr. Manette nach England zu holen, der zuvor 18 Jahre unschuldig in der Bastille eingesessen hat. Zurück in England verliebt sich Lucie in Charles Darnay, einem ebenfalls aus Frankreich stammenden Mann, der seine adlige Herkunft aber verschleiert hält. Sie haben ein gemeinsames Kind und die angeschlagene geistige Gesundheit des Vaters bessert sich... doch dann bricht in Frankreich die Revolution aus und Darnay fühlt sich verpflichtet einem ehemaligen Diener seiner Familie aus tödlicher Gefahr zu helfen.

Die Taten der Vergangenheit, Familiengeschichte, Armut und Reichtum sind Grundmotive dieses Romans, den Dickens 1859 verfasste. Jahre nach der Französischen Revolution vollbrachte er damit ein Werk puren Humanismus. Er stellt viele Fragen in den Raum und noch heute, gibt es auf viele davon keine Antwort.
Charles Dickens arbeitet dabei mit viel Humor und Wortspielen, Charakteren die ein wenig an Karikaturen erinnern aber dies ist in diesem Werk nicht so stark ausgeprägt, wie in anderen.
Fast jedes Kapitel beginnt geradezu grandios rumpelnd, anklagend und um sich schlagend... es ist komisch, literarisch sehr beeindruckend und jedes mal wenn man beginnt zu lachen, bleibt einem ein paar Zeilen später das Lachen im Halse stecken.
In vielen Büchern des viktorianischen Zeitalters, die ich bisher gelesen habe, war die französische Revolution das große Böse. Zusammen mit Napoleons Feldzügen, erbebten die Herzen der meist adligen oder wohlhabenden Protagonisten und schlugen abweisend die Augen nieder. Ein Zeichen der Zeit, aber nicht so bei Dickens. Der Autor des sozialen Gewissens hat in dieser Epoche großes Futter gefunden und nutzt es um das Elend anzuklagen, in dem die Menschen zurückbleiben, auf denen ein Staat aufbaut. Die Bilder, die er aufbaut um das Elend zu zeigen sind groß und stark... und erbärmlich zugleich. Denn seine Figuren, die gegen das Unrecht kämpfenden, als auch die unschuldig in Zeit und Geschichte gefangenen bleiben nicht still stehen, sie entwickeln sich nicht immer zu ihrem Besten.

Es ist ein dunkles, schwarz-humoriges Buch mit leidvollen, kaum zu ertragenden Szenen. Was aber zurückblieb als ich die letzten Seiten gelesen hatte, war ein Bild großer Schönheit.
Es hat mich schwer beeindruckt, wie Dickens es fertig gebracht hat die unheldenhaftesten Helden zu erschaffen und aus den unbedeutendsten Figuren des Romans in nur wenigen Zeilen echte Helden zu machen.
Er klagt an in diesem Buch, aber es ist weniger eine Anklage an die gehobene Gesellschaftsschichten, die er nicht ungeschoren davon kommen lässt, als an die Menschheit an sich. Er stellt Motive wie Rache, Genugtuung und  Gerechtigkeit in Frage. Er hinterfragt zwischen den Zeilen das Konzept der Macht und schafft dies ohne den Zeigefinger zu heben oder eine Lösung zu wissen. Er porträtiert Menschen, fehlbar und voller Schwächen, rachsüchtig, ängstlich...
Er wirft nur die Frage auf und lässt uns denken, und ich möchte das ganze ebenso stehen lassen... und zu Dickens Anfang zurückkehren

Es war die beste und die schönste Zeit, ein Jahrhundert der Weisheit und des Unsinns, eine Epoche des Glaubens und des Unglaubens, eine Periode des Lichts und der Finsternis. Es war der Frühling der Hoffnung und der Winter des Verzweifelns. Wir hatten alles, wir hatten nichts vor uns; wir steuerten alle unmittelbar dem Himmel zu und auch alle unmittelbar in die entgegengesetzte Richtung – mit einem Wort, die Periode glich der unsrigen so wenig, dass ihre lärmendsten Tonangeber im Guten wie im Bösen nur den Superlativgrad des Vergleichens auf sie angewendet wissen wollten.


Fazit:
Ein ganz wundervolles Buch, das mich sicherlich noch lange begleiten wird. Sprachlich wunderschön, komisch und doch so bitter, wie Geschichte sich oft darstellt.

Daher vergebe ich ohne zu zögern,
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Eure Gecko

Wie und wann kam das Buch zu mir?
Es flog schon viel zu lange auf meinem SuB herum, da ich es mit einem ganzen Stapel andere Collector's Library Bücher günstig bei 2001 gekauft hatte.


Bücher führen zu Büchern?
Jede Menge mehr Dickens, zum Glück habe ich da noch einiges andere auf dem SuB. Außerdem fiel mir beim Lesen eine gewisse Ähnlichkeit zu den Werken Terry Prachtetts auf, die in den letzten Jahren auch dazu neigten einem das Lachen im Halse stecken zu lassen. Ein Gefühl, das ich mittlerweile sehr zu schätzen weiß.

Habe ich aus dem Buch etwas gelernt?
So viel das ich es hier kaum auflisten kann, auch nicht unbedingt alles völlig neu, aber sicherlich etwas, über das es sich weiter nachzudenken lohnt.

Scarlet Letter #3


Zwischendurch ein kleiner Beitrag aus der Welt des Unglaubens:

Die Atheist Aliance International hat eine weltweite Umfrage gestartet um ein paar Daten über die Atheisten dieser Welt zu erfahren. Deutschland ist dort noch nicht wirklich stark vertreten, also wer Lust hat, kann ja auf das Bild einfach mal klicken und mitmachen.




Montag, 14. Januar 2013

Rezension: Mortality - Christopher Hitchens

MortalityMortality von Christopher Hitchens

Hardcover, 106 Seiten
Verlag:
2012 by Atlantic
Sprache: Englisch
ISBN-10: 1848879210 
ISBN-13: 9781848879218

Dies ist ein Buch das man wohl kaum kritisieren kann. Das Buch eines sterbenden Mannes, eines Mannes der in seinem Leben viel Aufsehen erregt und für Diskussionen gesorgt hat. Christopher Hitchens, Autor, Journalist, Kolumnist und einer der lautesten und kontroversesten Atheisten der letzten Jahre verstarb am 15. Dezember 2011 an einer Lungenentzündung und Krebs. Dies sind seine letzten Aufzeichnungen.

Während Christopher Hitchens auf einer Lesetour für seine Biographie Hitch 22 ist, beginnt er sich unwohl zu fühlen und bricht schließlich zusammen. Die Diagnose ist Speiseröhrenkrebs. Ein vernichtendes Urteil für einen Mann, der mit zwei Beinen so fest im Leben stand und sich nie vor einer Auseinandersetzung scheute...
Aber er bleibt auch krank der, der er immer gewesen ist. Er kämpft und bleibt seinen Ansichten treu. Er liebt das Leben, aber er hütet sich nicht vor Risiken, als Raucher und starker Trinker weiß er, das er nicht das gesündeste Leben gelebt hat und sich nun mit den Konsequenzen auseinander setzen muss. Die Krankheit selbst ist ein weiterer Teil seines Lebens und dieser gilt es nun zu begegnen und so tut er was er immer getan hat, er schreibt darüber...
Und nimmt den Leser ein kleines Stückchen mit auf seinen Weg, in die Gedanken eines Mannes, der so plötzlich mit dem Tod konfrontiert ist. Er spricht über seine eigenen Reaktionen, seine Ängste, nimmt die Stadien der Trauer von Kübler-Ross in nähere Betrachtung und lässt uns teilhaben an dem was Menschen anderen Menschen antun, deren Meinung sie nicht teilen und mit wie viel Hingabe sie andere zu ewigem Höllenfeuer verurteilen, während diese versuchen eine tödliche Krankheit zu bekämpfen. Dann mitten drin, bricht das Buch ab...

...so plötzlich, noch ehe es richtig begonnen hat. Der 15. Dezember kam und es blieb seinen Hinterbliebene überlassen aus diesen Seiten seines Nachlasses ein Buch zu verfassen. Das Vorwort von Graydon Carter spricht über die Liebe seiner Freunde, Kollegen und Fans, das Nachwort hat seine Frau verfasst und in ruhigem wenn auch rührendem Ton, die letzten Tage beschrieben.
Eines ist offensichtlich: Christopher hinterlässt ein Loch bei denen, die ihn kannten und liebten, aber auch bei all jenem die seinen Debatten und Kommentaren folgten und seine wütenden, aber pointierten Reden liebten.
Die Nachricht seinen Todes war nicht unerwartet und doch, auch für mich starb die Hoffnung zuletzt. Doch sie starb und es war ein Schlag ins Genick.
Zumindest aber werden all die Menschen, deren Leben von Christopher Hitchens beeinflusst wurde ihn nicht so schnell vergessen. Ein Nachleben ist in diesem Sinne sicherlich möglich und zumindest das hat er erreicht... und das Buch beweist, das er sich bis zum Ende treu geblieben ist.

Cheers to you, Christoper

Freitag, 11. Januar 2013

... und was ist jetzt mit Schillers Schädel? Projekt 2013

Ein Jahr, ein Buch: Leseprojekt 

 

Was geschah mit Schillers Schädel?Was geschah mit Schillers Schädel? von Rainer Schmitz

Taschenbuch, 1827 Seiten
Erschienen: 2008 bei Heyne
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453600800
ISBN-13: 9783453600805


Dies ist jetzt das dritte und letzte Projekt, das ich mir für dieses Jahr vorgenommen habe. Es dreht sich um alles, was ich nicht über Literatur weiß und was Rainer Schmitz dazu zusagen hat.
Ich werde euch auch hier mitnehmen und ein paar lustige Anekdoten und Interessantes aus dieser Enzyklopädie notieren, zum einen, damit ich mich besser daran erinnere, zum anderen damit auch die Frage geklärt werden kann was es denn mit dem Schädel Schillers so auf sich hat.


A von Anagramm bis Ansehen:

Ich liebe Walter Moers Zamonien-Romane und gleich zu Anfang stolperte ich über das sonderliche Unternehmen des Jacques Etienne Victor Arago, der den Roman: Voyage Autour du Monde, Sans  la Lettre A schrieb.
Da dachte ich doch direkt an den Ritter Hempel von Gryphius von Odenhobler in dem ein ganzes Kapitel ohne den Buchstaben I auskommt und mit folgenden Worten beginnt:


Das Huhn, das kommt zu Tisch
und spricht:
"Dort wohnt das Glück,
wo Huhn zu Tisch so pünktlich ist!"
(Die Stadt der träumenden Bücher von Walter Moers, Seite 48)
Im Ritter Hempel ist es meines Wissens aber nicht passiert, das sich doch ein Wort mit I eingeschlichen hat, was in der Erstausgabe von Argos Werk leider geschehen ist, dort hatte sich klammheimlich ein ganzer "serail" eingeschlichen.


Walter Moers liebt auch das Spiel mit Anagrammen, auch wenn er sich bei Odenhobler leider um keines handelt, sondern um eine Anspielung auf Andreas Gryphius (1616–1664), der unter anderem mit drei Odenbänden bekannt wurde. Dafür kann man sich aber über Ojahnn Golgo van Fontheweg,  Dölerich Hirnfidler und Hulgo Bla freuen und entziffern um wen es sich da wohl handeln mag.


Das Ansehen der echten Autoren kann durch solche Spielereien sicherlich nicht gefährdet werden, dafür stand das von Heinrich Mann schon recht bald unter dem Scheffel seines kleineren Bruders, Thomas Mann, was Reiner Schmitz am Umfang der jeweiligen Brockhaus Artikel anschaulich beweist. 



Allerdings sagt der Brockhaus natürlich nichts über persönlichen Geschmäcker aus. Ich zumindest ziehe Heinrich seinem Bruder jederzeit vor. Während Heinrich ziemlich gute und angenehm zu lesende Romane geschrieben hat, verliert sich Thomas viel zu sehr in seinem eigenen Kopf und sein überkandideltes Deutsch geht mir, zumindest bei der Länge eines Romans, mehr als auf die Nerven... und ganze Kapitel auf Französisch? Wozu ist das gut, außer zu intelekteln und Schüler zu malträtieren?

Nein, ich breche die Lanze für Heinrich,





PS: Schiller tauchte ein paar mal auf, aber vom Schädel noch keine Spur.

Dienstag, 8. Januar 2013

Rezension: On Writing - Stephen King

On Writing: A Memoir of the CraftOn Writing: A Memoir of the Craft von Stephen King

Deutscher Titel: Das Leben und das Schreiben
Taschenbuch, 367 pages
Sprache: English
Verlag: New English Library
ISBN-10: 0340820462
ISBN-13: 9780340820469


Stephen King war der Held meiner Jugend. Während mich die Schule mit Literatur meistenteils langweilte verschlang ich Horror-Romane zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das ist Jahre her, aber einige Romane wie „The Stand“ und „Es“ sind mir immer noch in sehr guter Erinnerung
King ist in meinen Augen ein Meister für Charaktere, die real sind wie man selbst.
Dieses Buch nun öffnet die Tür zu Stephen King selbst und seiner Welt der Schriftstellerei.


Erste Sätze, nach 3, in Worten drei, Vorworten:
I was stunned by Mary Karr's memoir, The Liar's Club. Not just by its ferocity, and by her delightful grasp of the vernacular, but by its totality – she is a woman who remembers everything about her early years.

Dieser Satz bringt und in den ersten Teil des Buches, in dem Stephen King anhand von Episoden seiner Kindheit und Jugend erzählt, wie er zum Autor wurde. Auch wenn das Buch an Personen gerichtet ist, die selbst schreiben wollen, so gibt er hier einen recht kompletten, wenn auch anekdotenhaften Einblick in seinen ganz persönlichen Werdegang, vom Stolpern und Fallen bis hin zur Erlösung als die erste Kurzgeschichte gedruckt wird oder letztendlich das erste Buch „Carrie“ erscheint. Im zweiten Teil erklärt er dann, wie er arbeitet und gibt Ratschläge, wie ein Schriftsteller seiner Meinung nach an seine Arbeit herangehen sollte. Es ist angenehm einfach zu begreifen, King erhöht sich nicht zu einem Literaten sondern begreift sich wohl in erster Linie als Geschichtenerzähler und Handwerker. So gibt er praktische und einfache Tipps, die sich auch ein Blogger zunutze machen kann.
Im dritten Teil dann berichtet King über seinen fast tödlich ausgegangenen Zusammenstoß mit einem Auto und die Zeit seiner Rekonvaleszenz bis zu dem Moment wo er dieses Buch und weitere zu schreiben begann...

Abschließend findet sich dann noch eine Kurzgeschichte:
„Jumper“ von Garret Addams
Diese hat Stephen King in einen Wettbewerb zum Sieger gekürt und sie ist wirklich ziemlich gut.

Das ganze Buch ist sehr persönlich gehalten, von den Kindheitserinnerungen bis hin zu Mr. Kings eigenen Ängsten und der sehr berührenden Episode über den Unfall. Der Titel ist dementsprechend sehr passend gewählt: Er schreibt über das Schreiben und seiner Meinung nach gute und schlechte Methoden zum ersten Buch, aber es ist eben auch eine Biographie. All dies macht es meiner Meinung nach anders als die meisten Bücher zum Thema Schriftstellerei, die ich bislang gelesen habe.
On Writing mag damit auch Menschen gefallen, die nicht selbst eines Tages Autor sein wollen, sondern einfach nur ein Interesse an Stephen Kings Person haben.

Ich habe dieses Buch sehr gern und mit einiger Faszination gelesen. Es ist in Teilen witzig, andere sind sehr traurig und manches Nützliche habe ich dabei auch noch mitgenommen. Die Mischung aus Autobiographie und Hilfe für angehende Autoren hat mir sehr gut gefallen und ich bin fast wieder so fasziniert von King, wie damals als Teenager. Er macht durch und durch einen so bodenständigen Eindruck, schon etwas seltsam, wenn man überlegt, mit welchen Horror-Szenarien er seit Jahrzehnten die Bücherwelt bestückt hat.

Fazit:
Mr. King, ich vergebe ihnen die von ihnen verursachte Furcht vor Clowns und das Buch bekommt von mir:
✦✦✦✦✧
 
 

Wie und wann kam das Buch zu mir?
Ich bin irgendwann auf Goodreads mal über dieses Buch gestolpert und fand es dann ein paar Monate später an einem Stand auf der Büchermeile am Rheinufer, seitdem wartete es darauf gelesen zu werden.

Warum lese ich es gerade jetzt?
Weil ich für die monatliche Challenge auf Goodreads ein Buch brauchte, dessen Erscheinungsjahr mit einem besonderen Datum in meinem Leben übereinstimmt. „On Writing“ erschien 2000 im ersten Jahr des neuen Millenniums und es war das Jahr in dem und Mr. Gecko auch ich heirateten.

Bücher führen zu Büchern?
Jede Menge. Mr. King empfiehlt nicht nur jeden Tag zu schreiben, sondern auch jeden Tag zu lesen und fügt deshalb eine Leseliste am Ende des Buches hinzu. Ich war erstaunt, wie wenige der aufgeführten Autoren ich kannte, geschweige je etwas von ihnen gelesen zu haben. Ich werde mir das ein oder andere mal näher ansehen.

Habe ich aus dem Buch etwas gelernt?
Schreiben fordert vor allem zwei Dinge: Disziplin und Regelmäßigkeit... und einen echten, unbändigen Drang schreiben zu müssen, denn es ist ein einsames Geschäft.

Samstag, 5. Januar 2013

Die Tagebücher 1660-69 von Samuel Pepys



Die Tagebücher 1660-69Gesamtausgabe in 10 Bänden. Taschenbuch, 4556 pages
Erschienen: 2010
Verlag: Haffmans
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 9783942990004

Dieses ist eines meiner Jahresprojekte. Ich hatte mir schon 2011 die Gesamtausgabe der Tagebücher von Samuel Pepys selbst zu Weihnachten geschenkt (dessen Nachnamen man übrigens [piːps] also „Pieps“ ausspricht, so meinen die Herausgeber und Wikipedia), bin aber dann immer etwas davor zurückgeschreckt. Insgesamt sind es 10 Jahre Tagebücher und ein Umfang von 4556 Seiten, ein mächtiges Werk. Aber was tut man nicht alles für die Liebe zur Historie und Großbritannien.
Also geht es dieses Jahr frisch ans Werk und ich werde wohl im Laufe der Zeit immer wieder darauf zurück kommen.

Band 0 oder 10:
Der Samuel-Pepys Companion, 148 Seiten von Heiko Arntz & Gerd Haffmans, 148 Seiten


Hierbei handelt es sich um das Begleitbuch und es ist zwar nicht alles auf den ersten Blick mächtig interessant, aber es lohnt sich einen Blick hineinzuwerfen. Er beginnt mit der wirklich sehr viel Lust auf das Werk machenden Einleitung von Robert Louis Stevenson (ja, der von der Schatzinsel und Dr. Jekyll und Mr. Hyde).
Hatte ich vorher noch ein wenig Ehrfurcht vor dem Projekt, Herr Stevenson hat sie mir erst einmal genommen und den Mund gewässert endlich los zulegen.
Des weiteren ist ein Lebenslauf von Pepys enthalten, eine Veröffentlichungsgeschichte, und ein paar Helferlein, wie ein Personenregister mit Erläuterungen und eine Übersetzunghilfe für die in französisch, spanisch und griechisch verschlüsselten pikanten Episoden in Pepys Leben.
Abgeschlossen wird das ganze dann noch von einem Essay über die Tagebücher von Heiko Arntz.
Bis jetzt lässt es sich gut an, demnächst dann mehr.

Jetzt sitze ich erst einmal am ersten Band,


Freitag, 4. Januar 2013

Reaktiviert!


Frohes neues Jahr und einen guten Start 2013. Dem Jahr der Schlangen... Geckos wie ich denken ja, Schlangen sind auf der evolutionären Leiter leider ein wenig zurück, oder wo sind die Füße? Aber das Jahr der Schlange, wenn auch weniger gut als das Jahr der Drachen soll einer kleinen Echse wie mir nur recht sein... immer noch besser als Jahre für Affen oder Ratten... gerade recht für mich um wieder aktiver zu werden, auch wenn meine Kollegen weiterhin im Winterschlaf halten.

Dieses Blog hat lang genug geschlafen... ich hab ihn vermutlich nicht zur besten Zeit in meinem Leben gestartet. Zuviel Stress, zuviele Anforderungen.

Aber, es ging mir die ganze Zeit nicht aus dem Kopf und jetzt, nachdem 2013 eingetrudelt ist und ich ein paar Vorsätze für das Lesejahr und mein Leseleben gefasst habe, soll er wieder auferstehen. Ich habe auch schon jede Menge neuer Pläne.

Die Rezensionen werde ich fortan auch auf Goodreads posten und ich habe eine ziemlich lange Leseliste aus meinem SuB zusammengestellt, die ich abzuarbeiten gedenke.

Das Projekt aus 2011 mit Kurt Tucholsky wird an eben der Stelle weitergeführt, an der ich es habe ruhen lassen.  Desweiteren sind zwei neue Leseprojekt dazugekommen:

1. Ich lese mich dieses Jahr durch die Samuel-Pepys-Tagebücher
2. Ich werde "Was geschah mit Schillers Schädel" von Rainer Schmitz lesen.

An beidem gedenke ich Euch teilhaben zu lassen und damit ein wenig mehr Stoff zu gewinnen über den ich schreiben kann und möchte.

Hier und da werde ich noch ein wenig am Layout des Blogs arbeiten, aber die Grundlage ist immer noch da und gut genug für mich und meine halbgaren Ergüsse.

Da ich mich auf Goodreads einer Challengegruppe angeschlossen habe, werde ich auch auch daran vielleicht teilhaben lassen, ich muss aber erst mal gucken wie sich dies auf einer Unterseite einrichten läßt.

Mit verspäteten guten Wünschen für 2013,